Gesundheit am Arbeitsplatz
Ein hoher Krankenstand sollte nachdenklich stimmen
Wenn von Gefahren für die Gesundheit die Rede ist, wird meist gesundheitsschädliches Verhalten als Hauptursache genannt. Also Rauchen, schlechte Ernährung, wenig Bewegung. Oder am Arbeitsplatz gesundheitsschädliche Rahmenbedingungen wie Lärm, Staub, Arbeit mit hohen oder ergonomisch ungünstigen körperlichen Belastungen.
Das Risikopotenzial von psychischen Belastungen für die Gesundheit ist jedoch oftmals als nicht geringer einzuschätzen. Wichtige Belastungsfaktoren im Arbeitsbereich sind bspw. mangelnde geistige Anforderungen, mangelnde Transparenz von betrieblichen Abläufen, mangelnde Anerkennung und Belohnung von Leistungen, Erleben von Zeitdruck, geringer sozialer Rückhalt. Sehr hohe Belastung entsteht oftmals auch aus der Spannung zwischen hohen quantitativen Anforderungen bei gleichzeitigen geringen eigenen Gestaltungs- und Entscheidungsspielräumen.
In einer Untersuchung aus dem Jahre 1999 des Bundesinstituts für berufliche Bildung und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung leiden 50% der Befragten häufig an Termin- und Leistungsdruck. Weitere häufige Belastungsfaktoren sind demnach mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen zu müssen, die Anforderung von neuen Aufgaben, Unterbrechungen bei der Arbeit und das Gefühl bis an die Leistungsgrenze gehen zu müssen.
In einer langfristig angelegten Untersuchung bei mehr als 3000 Beschäftigten der Firma Boeing zeigte es sich, daß der wichtigste Faktor für chronische Rückenschmerzen die Unzufriedenheit mit Arbeitsaufgaben und dem Betriebsklima war. Viele würden als Ursache für Rückenbeschwerden wohl zunächst eher ergonomische Belastungen oder geringe Kraft und Ausdauer bei den Betroffenen vermuten. Die Studie belegt eindrucksvoll, daß Rückenschule sicherlich wichtig ist. Für eine nachhaltige Minderung der Rückenbeschwerden ist es oftmals sinnvoller, die Ursachen zu beheben. Also einerseits die Arbeitsbedingungen zu optimieren. Und andererseits die individuellen Fähigkeiten der Mitarbeiter, mit Belastungen aus den Arbeitsbedingungen besser umgehen zu können, zu entwickeln und zu stärken.
Mehrere Untersuchungen zeigen, dass drei Faktoren wichtig sind, um auch unter hohen Belastungen gesund zu bleiben:
- die Anforderungen müssen vorhersehbar und einordnungsfähig sein
- Einflußmöglichkeiten auf die Entwicklungen und Ereignisse
-
die Möglichkeit, auch unter Belastungen individuelle oder kollektive Ziele anzustreben und auch zu erreichen
Die genannten Zusammenhänge lassen einen Schluß zu: jede Firma bzw. Organisation, welche die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter als einen wichtigen Wert ansieht, der erhaltens- und förderungswert ist, und entsprechende Maßnahmen ergreift, wird dies mit geringeren Fehlzeiten und zufriedeneren und motivierteren Mitarbeitern honoriert bekommen. Und noch eines gilt es zu bedenken: physisch anwesend bedeutet nicht zwangsläufig gesund, arbeiten bedeutet nicht automatisch motiviert und gern arbeiten.
Eine optimale Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz sollte auf 2 Ebenen stattfinden. Zum einen auf der individuellen Ebene der einzelnen Mitarbeiter und zum anderen auf der Ebene der Organisation. Die Förderung der einzelnen Mitarbeiter kann durch gezielte Maßnahmen wie Rückentraining oder Massage am Arbeitsplatz verwirklicht werden. Ebenso wichtig ist die Entwicklung von Fähigkeiten, mit Belastungen besser umzugehen. Trainings für Stressbewältigung, Zeitmanagement, Konfliktmanagement oder auch Entspannungsverfahren sind hierfür geeignete Maßnahmen.
Auf der Ebene der Organisation gilt es die Rahmenbedingungen für die Arbeit zu optimieren. Dies kann die verbesserte Gestaltung der Arbeit nach ergonomischen Gesichtspunkten sein. Eine wichtige Rolle spielt sicherlich auch die räumliche Gestaltung des
Arbeitsplatzes. Für ein gesundes Raumklima kann bspw. ein Luftentfeuchter sorgen. Ebenso wie die Entwicklung der innerbetrieblichen Strukturen und Abläufe um eine höhe Mitarbeiter-Zufriedenheit zu realisieren. Wichtig ist auch eine Entwicklung der
Führungskräfte durch gezielte Trainings in Führungsverhalten und Kommunikation.
Ein interessantes Instrument, um die Arbeitsfähigkeit zu messen, ist das WAI-Instrument (Work Ability Index).